Interview Kira livestyle astronaut

Interview mit Kira Schilling

Wir haben die uferlose Kira interviewt, die ehemalige Conference Managerin des Gründerfestivals Bits & Pretzels, die sich mit lifestyle-astronaut.com selbstständig und ortsunabhängig gemacht hat. Das junge Unternehmen hilft anderen Gründern sich in der entscheidenden Start-Up Phase auf die wichtigen Dinge zu fokussieren. Und Kira arbeitet und surft zur Zeit auf Bali.

Steckbrief

Name: Kira Schilling – Co-Founder von lifestyle-astronaut.com
Surf-Level (Eigeneinschätzung): Intermediate
Quiver:  5“10, 20 5/8, 2 9/16 von Luke Struder
Lieblings-Surfspot: Berawa, Bali
Surfbrett-Spitznamen: Hab ich nicht 🙂

Wann und wo hat dich das Surffieber gepackt? War das bei deinem Auslandssemester in Spanien und würdest du das wieder machen?

Ja, das erste Mal surfen war ich bei meinem Auslandsemester in Cadiz in Andalusien. Dort hab ich ganz klassisch ein paar Tage im Wasser rumgepaddelt, mich im Weißwasser versucht und schnell gemerkt, dass man Surfen mal nicht kurz an 2-3 Tagen lernt 🙂 Ab da ging es dann immer wieder irgendwo ans Meers – ich war einige Monate in Central America, hab dann ein Jahr lang in Lissabon gelebt und bin dran geblieben!

Du bist gerade dabei ein Online-Business aufzubauen, um mit Deinem Partner zusammen ortsunabhängig zu arbeiten und mehr Zeit mit dem Surfen zu verbringen. Erzähle uns gerne etwas zu Euren Projekten und welche Rolle das Surfen bei der Entscheidung gespielt hat?

Mein Freund ist leidenschaftlicher Surfer und wir haben viele Surf-Trips zusammen unternommen. Nach einem Jahr in Portugal, wo wir uns beide am Meer wirklich sehr wohl gefühlt haben, ging es beruflich nach München. Während unseren drei Jahren in München hatten wir beruflich das Glück, schnell und tief in die Startup- und Innovationswelt einzutauchen, wo wir ganz viel Input und Ideen mitbekommen haben. Irgendwann sind wir dann beide an einen Punkt gekommen, dass wir es auch selbst versuchen wollen mit der Gründung. Die Selbstständigkeit hat uns angesteckt 😉 Eine der Bedingungen war von Anfang an ein Business aufzubauen, dass mehr oder weniger ortsunabhängig funktioniert. Wir lieben beide die Wärme, die Sonne und das Meer und hatten große Lust, das Leben in der Selbstständigkeit einmal auszuprobieren und unsere beide Welten zu verbinden. Für mich bedeutet ortsunabhängig dabei nicht, dass man aus Deutschland raus muss, aber das ich, wenn ich Lust dazu habe, es jederzeit kann. Wir haben Anfang des Jahres das Projekt Lifestyle-Astronaut ins Leben gerufen, um Selbstständigen und Solo-Gründern zu helfen, sich mit System besser zu fokussieren und ihre eigene Leistung zu steigern. Wir beraten hierzu auch Unternehmen. Während dem Business-Aufbau finanzieren wir uns durch Freelancing. An weiteren Ideen was man sonst noch alles tun könnte mangelt es auch nicht. Aber wir tun was wir auch unseren Kunden empfehlen: Radikaler Fokus und nicht verzetteln.

Kira Rafi Vortrag Coworking Space Dojo

Du träumst von der Selbständigkeit? Erfahre mehr über Lifestyle Astronaut

Ihr seid gerade auf Bali. Erzähle uns etwas zur Location und warum du dort deine Zelte aufgeschlagen hast. Was findet man auf Bali außer vollen Lineups, gutem Internet und hipper Surfkultur? Hast du ein paar Insidertipps für uns?

Bali stand ganz oben bei uns auf der Liste möglicher Ziele: Warm, günstig und super Wellen. Der ausschlaggebende Grund war aber die Infrastruktur, um dort vor allem zu arbeiten, denn der Aufbau eines eigenen Business stand und steht noch immer an erster Stelle. Und es hat sich wirklich bewahrheitet: In Canggu, wo wir zur Zeit leben, gibt es supergutes Internet, tolle Co-Working Spaces, ein sehr inspierierendes Umfeld an Gründern, Selbstständigen, Expats und eine super Auswahl an Restaurants und Cafes mit WLAN – darüber hinaus ist auch noch günstig. Gerade, wenn man länger da ist, ist der Austausch mit Gleichgesinnten entscheidend – und das ist hier auf jeden Fall gegeben. Was ich jedem empfehlen kann, der das Leben als “Digitaler Nomade” hier mal ausprobieren mag: Der Co-Working Space Dojo. Dort findet man eine gute Mischung aus Arbeitsplatz und Community. Das ist der perfekt Ort um sich zu Beginn einzuleben!

Wie sieht euer typischer Tag als digitaler (Surf-) Nomade aus? Stichwort #worksurfbalance

Es ist ehrlich gesagt ganz unterschiedlich. Wir haben immer wieder Phasen wo wir sehr viel arbeiten und das Surfen zu kurz kommt. Vor allem, wenn unser Home Break nicht funktioniert, unternehmen wir meist keinen großen Aufwand um zu einem anderen Sport auf der Insel zu fahren. Stattdessen arbeiten wir dann mehr. Wenn allerdings in unserer Ecke guter Swell reinläuft, dann gibt’s auch Wochen, an denen wir fast jeden Tag im Wasser sind. Meist paddeln wir dann früh morgens gegen 6 Uhr schon raus, frühstücken auf dem Rückweg und starten dann in den Arbeitstag. Entweder arbeiten wir von zu Hause oder wir setzen uns in eines der Cafés. Es komm also ganz drauf an. Mir macht es auch Spaß, zwischendurch andere Sportarten zu machen. Daher gehe ich meist einmal die Woche zum meinen Lieblingsyoga-Place Desa Seni und ab und an noch zu einem Fitness-Workout an den Strand oder Wakeboarden. Das alles ist hier recht einfach in den Alltag zu integrieren.

Kommt bei euch auch manchmal Stress auf? Aus unserer Erfahrung ist es nicht immer leicht abzuschalten und einen guten Mix aus Freizeit und Arbeit zu schaffen, besonders wenn wir mal wieder alles unter einen Hut zu bringen wollen.

Das kommt darauf an, wie viel Zeit unser Business erfordert. Manchmal sind wir in einer Arbeitsphase und es fällt schwer abzuschalten und den Ort zu genießen, an dem wir sind. Manchmal ist es genau umgekehrt und es fällt schwer uns aufzuraffen und an den Laptop zu setzen. Aber das auch nicht anders als in Deutschland. Es gibt einfach sehr unterschiedliche Tage und Phasen. Was es allerdings grundsätzlich leicht macht, ist dass wir nicht rumreisen! Wir leben an einem Ort und bauen uns hier komplett unsere Welt auf. Dadurch kann man sich einen schönen Alltag und Struktur aufbauen und sich die besten Orte als Arbeitsplatz und Freizeit auszusuchen. Das ist meiner Meinung nach entscheidend!

Wie bringt ihr Surfen, Job und Partnerschaft unter einen Hut?

Das Gute ist: Wir sind sehr ähnlich in unserer Vorstellung vom Leben und beide recht offene und flexible Personen. Daher bekommen wir das – mit den ein- oder anderen Herausforderungen natürlich – sehr gut hin 🙂

Was nimmst du auf jeden Surftrip mit, dass nicht jeder im Surfgepäck hat? Oder welchen wichtigen Tipp hast du als Surferin für Deutsche, die Surfen lernen möchten?

Ich habe zwei große bunte Stofftücher, die ich mal von ein paar Jahren von einer Tansania-Reise mitgemacht habe. Die habe ich immer dabei! Sie sind perfekt um sie sich als Sarong umzubinden oder auch mal als Kopftuch (das ist beides hier in Indo manchmal sinnvoll), man kann sich am Strand auf sie drauf legen, sich bei zu kalten Klimaanlagen bedecken und sie eignen sich perfekt um sich nach dem Surfen umzuziehen! Mein Must-Have für jeden Surftrip 😉


Interview mit Christin von uferlos

Christin ist Mitgründerin vom uferlos-blog und der wp-schmiede-muenchen.de und damit digitale Halb-Nomadin. Wenn sie nicht gerade Homepages baut, Logos und Werbemittel gestaltet oder lästige Kunden am Telefon hat, hüpft sie gerne mit ihrem Surfboard in die Fluten des Atlantik. Hier liest du über den täglichen Spagat zwischen Arbeit und Freizeit, ob sich Christin als Surfer-Girl identifizieren kann und wie das mit dem Surfen angefangen hat.

Steckbrief

Name: Christin
Quiver: 6´4 HyptoKrypto Verschnitt – genannt Kryptonita von TBLS,
5`8 Brother von Kream
Lieblings-Surfspot: Tamri, Marokko
Surfbrett-Spitznamen: Meine Surfbretter haben keinen Spitznamen. Das eine ist einfach das dicke, runde – das andere 🙂

Wann und wo hat dich das Surffieber gepackt? Kannst du dich erinnern, was du beim Reiten deiner ersten Welle gedacht hast?

Wie viele andere habe ich in Frankreich in einem Surfcamp angefangen zu surfen. Das war 2011, also doch auch ein paar Jahre her. Bis ich dann allerdings meine erste Welle gesurft bin, hat es gefühlt eine Ewigkeit gedauert. Um ehrlich zu sein, hat das in den zehn Tagen, die ich im Surfcamp war, nicht besonders gut funktioniert. Wann ich dann tatsächlich meine erste Welle gesurft habe, kann ich gar nicht genau sagen. Aber es muss sich schon gut angefühlt haben, sonst hätte ich es wohl nicht immer wieder versucht. Der erste Gedanke war wahrscheinlich sowas wie:“Wuaaahhh :)“

Du bist Selbständig und arbeitest als digitale Halb-Nomadin. Wie verdienst du deine Brötchen genau und wie bindest du das Surferleben in den Arbeitsalltag ein?

Halb-Nomadin hört sich gut an finde ich. Ich bin nämlich gerne zuhause, aber auch gerne unterwegs. Deshalb passt das für mich sehr gut so. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit unserer Schmiede, einer kleinen WordPress Agentur, die ich mit Berni 2015 in der endo Garage gegründet habe. Meine Aufgabe ist das Erstellen von Webseiten, Grafikarbeiten offline und online und alles, was die Kunden noch so haben möchten. Neben der Schmiede arbeiten wir an eigenen Projekten und versuchen die Work-Life-Balance in Schuss zu halten.

Lebst du deinen Traum mit den flexiblen Arbeitszeiten oder stresst dich der Spagat auch manchmal?

Für den Moment ist es genau das, was ich machen möchte. Die Flexibilität, die ich durch diese Arbeitsweise habe, entschädigt für die negativen Seiten, die das selbstständig sein natürlich auch mit sich bringt. Klar stresst mich der Spagat zwischen Freizeit und Arbeit manchmal. Je mehr Freiheiten man hat, desto zahlreicher sind die Möglichkeiten, die sich bieten und so ist der Tag oft schneller rum, als ich schauen kann. Manchmal ist es nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Aber in der Regel ist gute Organisation die halbe Miete und dann läuft das schon.

Was macht für dich eine Surferin aus (Stichwort Surfer-Girl VS. Surferin)? Online sieht man immer nur die Chicks im Bikini beim Tragen von Surfboards. Mich würde die weibliche Perspektive hierzu interessieren.

Also ich denke, dass insgeheim jedes surfende Mädchen genauso aussehen möchte – Bikini, knackig braun, lässig, mit Surfboard am Strand – so wie einem das verkauft wird. Passend dazu sollten zusätzlich natürlich auch noch die Skills sein. Im Realfall sieht es aber so aus, dass vor allem europäische Surferinnen, sich morgens in den feuchten Neo zwängen und dann ins kalte Wasser springen. Also nichts mit Bikini und knackig braun. Mir ist das ehrlich gesagt relativ egal, solange das Surfer-Girl Spaß daran hat, das Surfboard am Strand spazieren zu tragen ist das ok, davon sollte sich die Surferin nicht beeinflussen lassen.

Du bist gerade in Nordspanien unterwegs. Kannst du was zum Surfen in Spanien erzählen? Welche Spots haben es dir angetan?

Surfen in Spanien ist einfach schön 🙂 Ich mag daran, dass die Küste sehr abwechslungsreich ist und man je nach Swell die Möglichkeit hat auszuweichen. In Frankreich ist das gefühlt schwieriger. Sind die Bedingungen schlecht, gibt es in Frankreich selten Ausweichmöglichkeiten. Spanien ist rau und je weiter man Richtung Westen fährt, desto zerklüfteter und einsamer wird es. So gut kenne ich mich noch nicht aus. Aber eine Session, die mir in sehr guter Erinnerung geblieben ist, war in San Vicente. Das ist einfach auch ein schöner Ort und die Wellen waren an dem Tag wirklich super.

An welchen Surf Moves arbeitest du gerade? Welche Ziele hast du für den Spanien-Surftrip?

Offen gesagt, arbeite ich immer wieder an den gleichen Sachen – Blicksteuerung, Hoch-Tiefbelastung, Speed machen. Ich glaube, ich lerne eher langsam und brauche für jeden noch so kleinen Fortschritt Ewigkeiten. Vorgenommen habe ich mir deshalb für dieses, weniger Angst zu haben und den Trip einfach locker anzugehen.

Was nimmst du auf jeden Surftrip mit, dass nicht jeder im Surfgepäck hat? Oder Welchen wichtigen Tipp hast du als Surfer für Deutsche, die Surfen lernen möchten?

Meinen Lieblingssurfponcho – den habe ich in mühevoller Kleinarbeit mit meiner guten Freundin Vicky zusammen genäht und meine Neomatte. Tipp für Deutsche Surfer: Fahrt alle nach Frankreich und nicht nach Spanien, da ist es einfach nicht schön 😉


Berni Uferlos

Interview mit Berni von uferlos

Das Arbeitsleben an die Freizeit anpassen, das ist eine Wunschvorstellung, die in vielen Köpfen herum schwirrt. Für viele bleibt es ein Hirngespinst, Berni von uferlos arbeitet aber hart daran, genau das zu realisieren. Um so viel Zeit wie möglich im Wasser zu verbringen, hat er sein Lebensmodell angepasst und verdient sein Geld quasi von überall. Wie seine Surferkarriere begann und wie sich das in den Alltag integrieren lässt, lest ihr hier…

Steckbrief

Name: Berni Mairhofer
Surf-Level (Eigeneinschätzung): Advanced
Quiver: Pukas Original 69er, Lost Puddle Jumper, Light Shortboard (kein Name ersichtlich), Norden Bat Tail Quad (das war mein erstes Surfboard), Nexus Flow (mein River-Surfboard), Escape Surfboards Space Monkey (Ersatzbrett für den Bach)
Lieblings-Surfspot: Killers (Marokko)
Surfbrett-Spitznamen: das Gelbe, das kleine Dicke, Batty, Monkey

Wann und wo hast du mit dem Surfen angefangen? Kannst du dich erinnern, was du beim Reiten deiner ersten Welle gedacht hast?

Im Kopf habe ich in Amerika mit dem Surfen angefangen. Auf einem Trip nach Kalifornien habe ich in San Diego den Surfern zugesehen und mich sofort verliebt. Ich wusste, das muss ich auch ausprobieren. Zu meinem Glück hatte ich kurz darauf zwischen Bachelor- und Master-Studium ein Work and Travel in Australien geplant und dort bin ich dann südlich der Grampians in Port Fairy zum ersten Mal auf dem Surfboard gestanden. Ich hatte 2 Stunden Kurs mit einer australischen Freundin – dickes Danke an dich Laura.
Bei meiner ersten Welle dachte ich mir, das ist ja gar nicht so schwer. Aber bei der zweiten und dritten habe ich schon gemerkt, dass Surfen doch ziemlich schwer ist. Beziehungsweise habe ich mir direkt in Adelaide ein Surfboard von einem Freund geliehen und bin mit ihm in die Fluten gesprungen. Da habe ich gar nicht gut ausgesehen und konnte mich kaum liegend auf dem Board halten. Die ersten richtigen Schritte beim Surfen machte ich im Surfcamp in der Nähe von Wollongong und danach beim Surfen in Yamba (ist für jeden Australien-Reisenden einen Besuch wert). Mir hat es damals super geholfen, in ein Surfcamp zu gehen und dort zu üben.

Du bist selbstständig und arbeitest als digitaler Halb-Nomade. Was bedeutet der Begriff für dich persönlich und wie organisierst du dich auf Reisen?

Ich würde mich eigentlich nicht als digitalen Nomaden bezeichnen. Mir ist die Arbeit offline und mit unseren Kunden sehr wichtig. Aber das flexible Arbeiten als digitaler Nomade, hat es mir angetan. Mein Ziel war es mein Leben nicht am Arbeiten zu orientieren, sondern die Arbeit am Leben und meinen Bedürfnissen auszurichten. Es klingt alles etwas romantisch, aber Arbeiten bis zur Rente und dann beginnt das schöne Leben – das ist nichts für mich und ich glaube, so denken viele in unserer Generation. Ich habe noch nicht das optimale Mittel gefunden. Aber mein Ziel ist es a) etwas zu tun das mir gefällt b) im liebsten Fall wann es in meinen Plan passt und nicht jeden Tag von 9-17 Uhr und c) ortsunabhängig, um auch meinen reiseintensiven Hobbys wie dem Surfen nachzugehen. Deshalb haben wir uns mit einer kleinen Online Marketing Agentur selbstständig gemacht und gestalten Homepages, schreiben Texte, erstellen Werbemittel und vieles mehr. Das ist auch mal trocken, aber ich kann es überall machen und meistens macht es mir Spaß. Mehr zu unserer Agentur findet ihr auf https://wp-schmiede-muenchen.de/.

Beneidest du manchmal die Leute, die einfach Urlaub machen können ohne den Computer immer im Schlepptau zu haben oder bist du happy damit, wie es ist?

Ja und Ja. Ich bin sehr happy mit der Situation die Arbeit mitnehmen zu können und kann mir fast nicht mehr vorstellen ohne Arbeit unterwegs zu sein. Dadurch habe ich eigentlich nie Urlaub und immer ein bisschen. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist und denke ich muss lernen auch abzuschalten. Generell kommt aber so bei mir selten das Gefühl auf Urlaub zu brauchen, weil ich mir auch Zuhause Auszeiten gönne und kleine Alltagsfluchten einbinden kann. Diesen Sommer gab es keine Woche, in der ich komplett in München war und im Winter passiert das schätzungsweise nur, wenn ich erkältet bin. Das ist schon ein cooles Leben.

Wie sieht der perfekte Surftag für dich aus? Gibt es Situationen in denen du dich überwinden musst ins Wasser zu gehen?

Der perfekte Surftag ist der Tag, an dem du es schon in der Früh spürst. Die Vorfreude ist da und der Swell kommt wie angesagt bzw. so wie ich es mir vorgestellt habe. Brusthohe Wellenwände peelen  sich langsam am nahezu leeren Pointbreak entlang. Die Wellen sind so gut, dass ich kaum noch aus dem Wasser möchte – Surfen bis die Arme nicht mehr mitmachen.
Überwinden muss ich mich öfter Mal ins Wasser zu gehen. Nach einer Woche Surfen werden die Beine schwer, die Arme lang, die Augen müde und die Motivation ist nicht so einfach zu erzeugen. Vor allem, wenn dann nach der Surfsession noch eine Arbeitsrunde wartet. Irgendwann ist das Energielevel niedrig. Dann braucht es schon Sonne und gute Wellen, um die nötige Energie freizusetzen. Bei Regen und ungewissem Forecast tue ich mich schon mal schwer mich aufzuraffen. Bei Arbeitstrips versuche ich mittlerweile nur noch ins Wasser zu gehen, wenn die Bedingungen auch gut sind. Früher war mein Motto eher viel hilft viel und ich bin bei allen Bedingungen ins Wasser.

Hast du ein Ritual, was vor keinem Surf fehlen darf?

Rituale sind mir ganz wichtig. Vor dem Surf mache ich meine Aufwärmübungen am Strand. Das ist immer der gleiche Ablauf, das bringt den Kopf auf Betriebstemperaturen und der Körper weiß es geht gleich Surfen. Ein derartiges Ritual schraubt das Konzentrationslevel hoch und beugt Verletzungen vor. Auf dem Weg ins Meer lege ich dann mein Board aufs Wasser und drehe es einmal, um auch das Wachs nass zu machen. Erst dann lege ich mich auf mein Board und paddle ins Line Up.

Du bist gerade in Nordspanien unterwegs. Kannst du was zum Surfen in Spanien erzählen? Welche Spots haben es dir angetan?

Das Surfen in Spanien ist der Hammer. Ich bin ein echter Fan der gesamten Nordküste Spaniens und bin jetzt zum 3. Mal hier unterwegs. Ich habe immer noch nicht alle Spots in Spanien gesehen, aber das was ich gesehen habe, gefällt mir wirklich gut. Die ganze Küste ist gespickt mit landschaftlichen Highlights und schönen Surfspots. Für mich ist San Vicente de la Barqueira ein klasse Ort.

Dort hast du drei Spots zur Auswahl und kannst damit auf viele verschiedene Bedingungen reagieren. Du kannst sich auch super mit dem Camper auf die Wiese vom Bauern stellen, hast eine Dusche und ein Klo und einen genialen Blick auf Spot und Berge im Hintergrund.

Hast du dich auf diesen Surftrip speziell vorbereitet oder lässt du es auf dich zukommen?

Dieses Jahr war der innere Schweinehund schwer zu überwinden und der Stress die letzten Tage vor Abreise relativ groß – alles Ausreden 🙂 Ich habe die letzten zwei Woche vor der Abfahrt Take-offs geübt und ca. 4 Mal Yoga für Surfer gemacht, damit die Grundfitness stimmt. Normalerweise gehe ich aber fitter in den Surfurlaub. Die Fitness muss ich mir beim Surfen erarbeiten, wir sind ja Gottseidank eine Weile unterwegs.

Was nimmst du auf jeden Surftrip mit, dass nicht jeder im Surfgepäck hat? Oder welchen wichtigen Tipp hast du als Surfer für Deutsche, die Surfen lernen möchten?

Ich habe ultra viel Stuff für meine Ohren dabei, weil ich immer wieder Probleme mit den Ohren habe. Um keine Ohrenentzündung zu bekommen, surfe ich immer mit Ohrenstöpsel und bin dabei ein großer Fan von Sorkys geworden. Mehr dazu: Ohrenschutz beim Surfen. Deutschen, die Surfen lernen wollen, würde ich raten: sucht euch ein gutes Surfcamp und lernt die Techniken von Beginn an richtig + Trockenübungen inklusive Take-off-Training bringen so viel. Ansonsten hilft es am meisten Spaß zu haben und längere Zeit am Meer zu verbringen.


Interview mit Steffen Landgraf

Auf unserem letzten Marokkotrip ins enDo Surfcamp, setzten wir uns auf ein kurzes Interview mit Steffen Landgraf, dem Mitgründer des Camps zusammen. Gleichzeitig ist er Surflehrer, Coach, Vater und Ehemann, alles auf einmal. Wir fragten ihn übers Surfen in Marokko und das Leben als Campleiter aus und natürlich auch, wie er sein Leben als uferloser organisiert. Lest selbst…

Hallo Steffen, danke dass du dir die Zeit für ein kurzes Interview genommen hast. Wir sind mit uferlos immer auf der Suche nach Menschen, die ihr Lebensmodell ein wenig anders gestalten und. Du bist einer davon.

Wann und wo hast du angefangen zu surfen?

In der Bretagne im Windsurfurlaub, in dem es keinen Wind gab, hat mir netterweise jemand einen Wellenreiter ausgeliehen. Da stand ich das erste Mal auf dem Brett, das war 1994 und auch die Initialzündung fürs Wellenreiten. In Frankreich habe ich mir dann direkt ein altes Bic Malibu 7´9 gekauft und selber versucht zu surfen. 1996 habe ich mir eine längere Auszeit genommen und war in Südafrika, Namibia viel Wellenreiten, obwohl ich eigentlich eher zum Windsurfen dort war. Einen richtigen Surfkurs habe ich nie gemacht. Ich habe mir alles selbst beigebracht.
1998 kam ich zurück und hatte mich entschieden ernsthaft zu studieren und bin dafür nach Kiel gezogen.
Im Winter 1998 auf 1999 war ich mit Studienkollegen für fünf Wochen in Marokko unterwegs. Wir waren dort zum Windsurfen in Essaouira. Das war mein erster Besuch in Marokko. Im Sommer drauf arbeitete ich für sechs Wochen als Surflehrer in Frankreich.

Bist du bereits mit dem Gedanken, näher am Wasser zu wohnen, nach Kiel gezogen?

Ja, ich wollte in Deutschland studieren und gleichzeitig die Möglichkeit haben aufs Wasser kommen. Der Windsurf- und Wellenreithype ging im Norden gerade so los. Mittlerweile gibt es dort mehr Wellenreiter als Kiter und Windsurfer. Das hat sich völlig gewandelt.

Wie ist das enDo Surfcamp entstanden?

Meinen Geschäftspartner Gerrit, habe ich 1999 in Frankreich kennengelernt, wir haben dort zusammen in dem Surfcamp gearbeitet. Die Idee etwas eigenes zu machen, kam dort auf. Ich warf Marokko in die Waagschale, weil ich es total interessant und faszinierend fand. 

Wir hatten uns dann verabredet und sind gemeinsam im Dezember 99 runter geflogen. Gerrit war für zwei Wochen da, ich blieb drei Monate. Gegen Ende kam Gerrit dann noch einmal und wir hatten schnell ein Haus gefunden und die ersten Freunde kamen zu Besuch. Von der Idee zur Umsetzung verging nicht viel Zeit.

Das ging ja wirklich schnell, aber lief das wirklich alles so easy?

Wir sind auf einer Glückswelle geritten und relativ unbedacht und blauäugig an die Sache ran gegangen. Je älter man wird, desto mehr denkt man nach und schätzt die Risiken ab. Damals haben wir einfach gemacht. Eins kam zum anderen und hat sich ergeben. Anfangs war alles easy. Erst als es ernst wurde mit Papieren, der Firmengründung, etc. wurde es ein wenig holprig. Wir mussten schon einige harte Hürden nehmen. Dafür war es super, dass wir zu zweit waren. Ich denke weder Gerrit noch ich hätten das alles alleine gemacht. Man konnte sich immer wieder gegenseitig aufbauen.

Wie habt ihr das organisatorisch gelöst mit Studium und Camp?

Uns war anfangs nicht klar, was passieren wird. Eigentlich wollten wir studieren und enDo war als Projekt neben dem Studium geplant. Im Sommersemester wollten wir in Deutschland studieren und das Wintersemester in Marokko verbringen. Genauso haben wir es die ersten Jahre auch gemacht. Hat gut funktioniert, das Studium hat eben ein bisschen länger gedauert.

Du bist eine Zeit lang in Marokko und eine Zeit lang auf den Malediven. Wie lässt sich das mit deinem Leben zu Hause und vor allem mit deiner Familie vereinbaren?

Von etwa Mitte Mai bis September bin ich daheim und kann mir Zeit für die Familie nehmen. Es ist immer ein Spagat und ich versuche nicht zu lange am Stück in Marokko zu sein. Alles unter einen Hut zu bekommen ist nicht ganz leicht für den Kopf. Vor allem braucht man aber eine starke Frau an seiner Seite, die das mitmacht und zu Hause alles stemmt, während ich nicht da bin. Ich kann froh sein, dass ich so eine Frau Zuhause habe und sie alles alleine managt. Wenn ich in Marokko bin, muss ich auch arbeiten und Dinge erledigen, aber dennoch habe ich Sonne und kann surfen gehen. Das ist einfach etwas anderes und sie arbeitet ja Zuhause auch zusätzlich.

Kann man sagen du bist Hausmann, in der Zeit in der du daheim bist?

Ja. Ein bisschen Verwaltungskram mit dem enDo Webshop, Malediven Boattrips und Marokko hat man zu Hause natürlich auch. Das sind ein paar Stunden am Tag an den Rechner. Zuhause sein bedeutet aber größtenteils Familienzeit. Im Sommer machen wir eigentlich auch immer einen längeren Trip mit unserem Bus irgendwohin.

Kannst du dir vorstellen, so die nächsten 10 -15 Jahre weiter zu machen? 

Ja. Ich habe mir lange überlegt, wieder ins normale Berufsleben einzusteigen. Marokko nur nebenbei würde aber nicht funktionieren. Es war also eine entweder oder Entscheidung. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, ich möchte weitermachen und das durchziehen. Sollte hier alles schief gehen und wir in Marokko keine Zukunft mehr haben, dann kann ich mir immer noch was anders überlegen. Ich denke es wäre dumm zu sagen, ich mache jetzt etwas anderes.

Du hast angefangen in Deutschland als Coach zu arbeiten, wie läuft das?

Es ist ein hartes Business und schwierig Kunden zu bekommen. Wir machen Erlebniscoaching für Schulen und Firmen, das ist ein hartes Pflaster, wofür es einfach engagierte Leute in Schulen und Firmen braucht. Viel ist Vertrauenssache und einige meiner Kunden, waren vorab Gäste bei enDo. So muss man einfach manchmal zur richtigen Zeit am richtigen Tresen stehen.

Marokko oder Malediven, wo fühlst du dich wohler?

Es hat beides Vor- und Nachteile. Manche Leute sagen ja, sie wollen nur noch da oder da surfen gehen, das kann ich nicht verstehen. Ich genieße es bei 10 Grad in die Ostsee zu hüpfen und finde das witzig. Genauso wie Marokko mir Spaß macht. Der Malediven Boattrip ist der Hammer und man wird es definitiv nicht bereuen. Aber man kann ja nicht sagen, man will nur noch auf den Malediven surfen. Es ist immer mal nett, aber auch nett wieder abzureisen und woanders hin zu fahren. Man weiß erst, wie cool es ist, wenn man wegfährt und was anderes sieht. Marokko ist schon eine große Liebe zum Surfen und zum Land. Ich bin sehr gerne da. 

Ist Marokko für Anfänger gleichermaßen geeignet wie für Profis?

Ja. In der enDo Ecke (Tamraght) ist für alle etwas dabei. Auf einem Abschnitt von etwa 25km findest du immer Wellen und kannst die Größe variieren. Willst du eher kleine Wellen fährst du Richtung Agadir, willst du es größer geht´s Richtung Norden. Das ist schon wirklich sehr besonders in Marokko. So eine Ecke ist schwer zu finden, in der du auf einem so kurzen Küstenabschnitt so viele Varianten findest.

Wie sollte man sich auf seinen ersten Surftrip vorbereiten?

Erst einmal überlegen und Recherche betreiben. Welche Jahreszeit macht wo zum Beispiel Sinn? Frankreich im Sommer ist für viele die erste Surfdestination. Dann macht es Sinn in einer Surfschule die Basics zu lernen. Selbstbeibringen ist möglich, aber der Weg des Leidens wird in einem guten Surfcamp kürzer. 

Surfcamps haben oft einen zwielichtigen Ruf. In Surfmagazinen werden oft Specialcamps vorgestellt und auf der anderen Seite sehen sich ja alle als Soulsurfer und Individualisten. Surfcamps sind verhasst und machen nur die Spots voll. Du musst dir als Surfanfänger ein gutes Camp aussuchen, um richtig was zu lernen.

Was hat sich in Marokko in den letzten Jahren verändert?

Punktuell ist bei uns natürlich das Hotelprojekt die größte Veränderung. Ob gut oder schlecht? Keine Ahnung. Vom Gefühl her war es schöner wie´s war – die große Wiese mit Ziegen- und Dromedarherden… Auf der anderen Seite müssen Jobs geschaffen werden und der Tourismus ist wichtig für die Leute. Auf dem Plan und auch jetzt in der Umsetzung sieht es ok aus. Es sind keine riesigen Hotelburgen. Außerdem wurde eine Kläranlage gebaut, eine Kanalisation folgt und vielleicht bekommt man das Müllproblem in den Griff.

Welches Surfbrett nimmst du mit nach Marokko?

Wenn ich nur ein Board mitnehmen würde, was ich nie machen würde, wäre es irgendein Allrounder, mit dem man kleine und größere Wellen surfen kann und welches auch über Kopf hoch noch geht.

Zwei Bretter sollte man aber schon mitnehmen, wenn nicht sogar drei. Ein Board das alles abdeckt ist unmöglich.
Ein Brett ist für kleine Wellen, eins für mittelhohe und eins, wenn es dann wirklich ernst wird. Außerdem hast du Ersatz, falls eins kaputt geht. Das geht schnell, wenn man hier die Riffe surft.

Was darf in deinem Surfgepäck nicht fehlen?

Hm schwierig. Medizinische Sachen sollte man immer mitnehmen. Elotrans, dieses Elektrolytpulver ist super. Vaseline ist nie verkehrt, wenn man sich mal wund gepaddelt hat. Solares und Ducktape sind auch nie verkehrt und vielleicht ein Breitbandantibiotikum, wenn man so was mal auftreiben kann.

 

Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast für uns!